Warum nur Bäume?

Das liegt an meinem Großvater. Der Seethaler Georg, Jahrgang 1870, besaß ein Sachl in einem Dorf zwischen Dießen und Landsberg. Die Erträgnisse aus dem ein paar tausend Quadratmeter großen landwirtschaftlichen Betrieb reichten nicht aus, um seine Familie – im Laufe der Jahre kam er auf ein Dutzend Kinder – durchbringen zu können. Deshalb arbeitete mein Großvater zusätzlich als Gemeindeschreiber. Die Gemeinde war klein. Die Einkünfte ebenso. Er musste sich nach einer weiteren Einnahmequelle umsehen. Wurde Waldarbeiter. In den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts arbeitete man mit der Axt. Die Zahl der Bäume, die er fällte, war deshalb überschaubar. Sein Verdienst hieraus leider auch. Seine Arbeit aber war nachhaltig. Sie wirkt sich bis in die übernächste Generation aus.

Für jeden Baum, den mein Großvater fällte – eine schwere, eine harte Arbeit – pflanze ich einen auf die Leinwand – eine auf andere Art schwere, zusätzlich aber eine wunderbare Arbeit. Großvaters Bäume landeten in der Sägerei. Sie wurden zu Bau- und Brennholz oder zu Papier. Bäume waren sie jedenfalls nicht mehr. Meine Bäume dagegen bleiben. Meine Bäume sind resistent gegen Äxte und Sägen – Barbaren ausgenommen. Meine Bäume müssen sich weder vor saurem Regen noch vor dem Borkenkäfer fürchten und Klimaschäden gibt es nicht. Meine Bäume brauchen weder Sauerstoff noch Wasser. Meine Bäume sind. Das auf unverwechselbar einmalige – meine – Art und Stütze für das kollektive Gedächtnis.

Das ist die Mär